Donnerstag, 8. November 2012

Studieren an der Univerzita Karlova Praha


Eine persönliche Sache vorweg: ich hatte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass mir studieren nochmal so so begeistern kann! Bin ich eigentlich schon an dem Punkt, wo ich gern fertig wollen würde. Doch jetzt hab ich wieder richtig lust, meine Wissenslücken zu füllen ;)

Wie bereits erwähnt, ist mein Studienalltag insgesamt wirklich ähnlich wie in Deutschland. Da die Uni aber halt größer ist, ist sie auch etwas dezentraler organisiert, was für viele sicherlich nüscht neues is...Bezugspunkte sind hier die Fakultäten. So bin ich zum Beispiel Austauschstudent der Sozialwissenschaftlichen Fakultät (FSV). Ich bin aber auch frei, Kurse anderer Fakultäten zu belegen. Es gibt nur die Bedingung, dass die Hälfte aller Credits bzw. Kurse an der FSV abgelelegt werden muss. Die meisten administrativen Sachen, wie Vorlesungsverzeichnis, Kursanmeldung, Scheine (bzw. Punkte) und noch vieles mehr erfolgt über ein digitales Portal. Sehr unkompliziert. Nur schnell muss man bei der Kurswahl sein, weil sonst insbesondere die Seminare schon voll sind. Zu Beginn des Semester hatte ich mich entschieden, einen Sprach- und einen Methodenkurs sowie ein Seminar über Minderheitenpolitik in Europa zu belegen. Nach ca. vier Wochen habe ich allerdings das Seminar gekickt, da es schlicht unschaffbar für mich war, alles unter einen Hut zu bringen. Grundsätzlich ist der Workload während des Semesters viel höher als ich es an deutschen Unis kenne. (Gut, wahrscheinlich könnte man zu Hause auch mehr machen.... wenn man allerdings nicht gezwungen ist....) Kurzum, hier  erledigt man eigentlich alle Prüfungsleistungen während des Semesters. Das heißt also, dass man während den wöchtlichen Readings und Referaten auch noch Tests während und am Ende des Semesters hat. Auch Hausarbeiten werden in dieser Zeit geschrieben. Allein für das (wirklich tolle und inspirierende) Seminar hätte ich innerhalb von 4 Wochen drei Assignments und nach weiteren 3 Wochen einen Essay schreiben müssen plus Präsentation am Ende des Semesters. Allerdings mussten wir auch noch zu jeder Sitzung fast 100 Seiten wirklich dichter und komplexer Texte lesen. Damit wäre dann aber auch alles bis Weihnachten vorbei gewesen. Ich hab nach zwei Assignments aufgegeben, da ich wirklich jede freie Minute an diesem Seminar gearbeitet habe. Dabei kam der Sprachkurs viel zu kurz und auf das Methodenseminar konnte ich mich fast gar nicht mehr vorbereiten. Habe jetzt aber mit Dozenten vereinbart, das Seminar nächstes Semester noch einmal zu besuchen und arbeite mich jetzt selbst schonmal vorbereitend durch die Texte.
Der Sprachkurs ist sehr stark auf Grammatik fokussiert, was mir sicherlich gut tut. Doch hab ich dadurch kaum Gelegenheit zu sprechen. Inzwischen habe ich aber den zweiten Anlauf für ein Tandem gestartet. Der erste verlief leider im Sand. Mal sehen, vielleicht wird der jetztige Versuch was. Mein erster Eindruck war toll. Meine Tandem-Partnerin heißt Cecilka, hat auch mal mit Germanistik angefangen, studiert jetzt aber Amerikanistik und Anglistik, wohnt auch hier in Hvezda wohnt. Und auch wenn ihr deutsch viel besser als mein tschechisch ist, ist sehr geduldig und hält es wirklich durch mit mir auf tschechisch zu reden.
Und noch kurz eine Anekdote zum Methodenkurs: die Dozentin kommt 1. aus der Praxis, was es wirklich spannend und fassbar macht. Und 2. ist sie doch tatsächlich auch als alleinerziehende Mutter mit ihrem Kind für ne Zeit ins Ausland gegangen. Jaja, wenn das kein Zufall ist ;)

Und sonst? Die Gebäude der FSV sind über die ganze Stadt verteilt. Zwei Gebäude sind relativ zentral in Prag 1 und eins ist etwas weiter draußen (Jinonice, Prag 5). So seh ich allein dadurch jeden Tag was anderes von Prag ;) Wenn ich keine Kurse habe, sitze ich dann meist in der Bibliothek. Denn jedes Gebäude der Uni verfügt über eine mehr oder weniger große Bibliothek mit Arbeitsplätzen. Ich kann allerdings nicht im Keller bei Neonlicht arbeiten und ziehe es daher vor in die Bib der Philosophsichen Fakultät zu gehen ;) Das hat zwar den Nachteil, dass ich die Computer und Drucker nicht benutzen kann, aber dafür kann ich dort super arbeiten. Das Bild oben zeigt eben gerade jene Fakultät. Kennt man bestimmt, wenn man mal in Prag war. Von da aus hat man nen super Blick auf die Prager Burg. Auch ne schöne Aussicht in den Pausen ;)

Was sonst? Achja, alle Formalia bzgl. Erasmus konnte ich super unkompliziert über das International Office klären. Nicht nur in dieser Hinsicht ist Erasmus wirklich klasse! Erst kam es mir ja alles sehr bürokratisch vor. Als ich dann aber die Uni endich anfing, war ich echt beeindruckt wie gut das alles klappt.  Auch wenn ich persönliche Dinge zu klären hatte, haben mir die Leute aus dem International Office immer super schnell weitergeholfen. Und individuelle Absprachen bzgl. Fehlzeiten und/ oder Prüfungsleisten mit den jeweiligen Dozenten waren bisher auch kein Problem. Macht also alles in allem sehr viel Spaß an der Univerzita Karlova zu studieren. Es gibt übrigens auch eine "Detsky Koutek" (Kinderecke) sowie Wickelräume, allerdings nur an der Philosophischen Fakultät. Auch eine Kurzzeit-Betreuung bieten sie dort an. Darüber hab ich mich allerdings noch nicht weiter informiert. Habe aber definitiv vor mal mit den Organisatoren in Kontakt zu kommen, weil die auch ein paar Aktionen für Kinder anbieten. Wäre also ne sehr gut Möglichkeit andere Eltern kennenzulernen.

Samstag, 3. November 2012

Erstes Resümee und: Warum wir hier eigentlich sind...


In meinem Kopf geistert seit ein paar Tagen, das Bedürfnis nach einem ersten Resümee... . Wir haben die Eingewöhnung inzwischen hinter uns und es ist "Alltag" eingekehrt. Unerwarteter Weise ähnelt der schon sehr demjenigen in Berlin. Uni verläuft im großen und ganzen bisher alles ähnlich wie zu Hause. Seminare auswählen und anschauen, sich über die Dozenten und Kommilitonen freuen bzw. ärgern. Literatur zusammen suchen, sich die Prüfungstleistungen zu Gemüte führen, dann entscheiden, das mans doch lieber lässt und schließlich die wöchentliche Vorbereitung: Texte lesen und zusammenfassen, Lückentexte ausfüllen, Referate ausarbeiten, Essays schreiben. Auch der Kita-Alltag entspricht weitesgehend demjenigen in Berlin. Zugebenermaßen sind die Wege etwas länger, die Sprache und der Umgang ein bisschen anders. Dennoch sind die Gespräche eigentlich dieselben. Wie war Karl heut so drauf, schläft und isst er gut? Wie kommt er mit der Sprache klar?

In einem Gespräche mit einer Freundin fasste sie es so zusammen: unser Leben hier, erscheint ihr mehr wie eine Variante. Zunächst schien mir das sehr passend. Aber es trifft den Punkt doch nicht ganz. 

Sicher, es ist viel anstrengender alles allein zu deichseln. Das brauche ich wohl nicht im Detail zu erwähnen. Allein der Gedanke, dass Karl wirklich nur mich "hat", hat mich manchmal schier verrückt gemacht. Was wäre wenn ich totkrank im Bett liege und ihn nichtmal mehr zur Kita schaffen kann? Inzwischen hat sich diese Angst gelegt. Irgendwie geht das alles. War schon krank und es ging trotzdem! 

Warum setze ich meinen Wunsch durch, obwohl ich unsere Familie dadurch trennen muss? Karl fragt sooft nach seinem Papa und er fehlt ihm merklich. Karl startet straight in die allseits bekannte Trotzphase, in der klare Worte vom Vater Wunder bewirken können. Und das ist nur eine Seite der Medaille. 

Dann die viele Schlepperei: Karl, Windeln, Einkäufe, manchmal sogar zusätzlich sein kleines Motorrad, was ich ihm eigentlich besorgt hab, damit wir schneller zu Fuß sind. 

Nicht zu vergessen sind die Reaktionen meiner Kommilitonen, wenn ich Ihnen erzähle, dass ich ein Kind habe. (Darüber würd ich übrigens gern mal ne Doku drehen. Diese waren hier schon so einige Male filmreif.) Mein Favorit bisher: "Oh nein, ist der süß",sagte eine Kommilitonin aus dem Sprachkurs, die ich im International Office traf, als ich dort mit Karl auftauchte um einige Formalia zu erledigen. Ich grinste und stellte ihn vor. Darauf sie: "Ist das dein Bruder?" Ich natürlich:"Nee, mein Sohn." Woraufhin sie sich sichtlich geschockt und einfach wortlos wegdrehte. 

Ich bin unflexibel und darauf angewiesen, dass man sich nach uns richtet. Nein,wir können nicht Samstag-Abend um 21.30 in einer Kneipe mit euch Geburtstag feiern, weil Karl da schläft und ich denke, dass die Raucherei ihm auch nicht so gut tut. Sorry, ich habe leider nur bis 17.00 zeit Kaffee zu trinken, weil ich dann mein Kind von der Kita abholen muss.  Und eigentlich kann ich am Wochenende auch nur vormittags oder nachmittags für ein paar Stunden, weil mein Sohn mittags schläft. Und abends - tja, da müsst ihr zu mir kommen. Aber ganz ehrlich - welcher Student anfang 20 hat da schon Bock drauf, wenn er in irgendwelchen abgefahren Kneipen und Clubs super interessante Leute kennenlernen kann? Da bin ich mit ein paar Ausnahmen dann raus. Das alles soll kein Vorwurf einer frustrierten 28jährigen Mutter sein, die lieber mit anderen Erasmus-Studenten auf Parties rumhoppelt, eher ein Statement zu den unterschiedlichen Rationalitäten, die da aufeinander treffen.

Auch wenn man immer sagt, dass man mit Kind schnell Anschluss findet, trifft das für mich nur bedingt zu. Auf Spielplätzen kommt man einfach ins Gespräch. Dennoch ist da definitiv ne Sprachbarriere und wenig Geduld auf der anderen Seite, wie mir scheint. Und meistens haben "Locals" auch ihre festen Kreis an Leuten und brauchen nicht noch eine Mama, die eh nach 10 Monaten wieder verschwunden ist. Auch in Karls Kita kommt man schwer "an die Eltern ran". Die meisten arbeiten viel und scheinen wenig Energie dafür aufbringen zu können/ wollen, neue Eltern kennen zu lernen. Und ich kann das ja verstehen. Mir gehts selbst manchmal so, dass ich um 17.00 einfach keine Lust mehr auf Small-Talk habe. Und ich arbeite nicht für einen Multi. 

Das alles zeigt mir, dass mein Leben hier nicht nur eine Variante ist. Es ist mehr als einfach nur in einem anderen Land zu studieren und eine neue Sprache zu lernen. 

Ok, ich steck grad in einem "Integrations-Tief". Gott sei Dank, hab ich so viel um die Ohren, dass ich mir da gar nicht viele Gedanken drum machen kann. Und nach der Anfangs-Euphorie fühlt sich diese Phase auch eher wie eine Ernüchterung an. Es ist ja nicht so, dass ich hier niemanden kenne und mich alle dissen. Ganz im Gegenteil. Die wenigen Kontakte, die ich hab, schätze ich sehr ;)

Nicht zuletzt durch diese Erfahrungen und Erkenntnisse, ist die Frage einmal mehr berechtigt, was das eigentlich alles hier soll...

tja...ich muss, ehrlich gesagt, schmunzeln, wenn ich darüber nachdenke. Immer dann wenn ich dann diesen Punkt komme, halte ich mir vor Augen, was wir hier tatsächlich schon so alles gerissen haben. Es wäre schier absurd, das alles in Frage zu stellen. Und jetzt lerne ich zwangsläufig die kleinen Fortschritte wirklich zu schätzen. Mein Tschechisch wird immerhin besser, wenn auch nur langsam. Gut, an der Uni schaffe ich wirklich nicht viel. Das frustriert mich schon sehr. Dennoch habe ich Kurse belegt. Auch das lag für mich bei der Planung unseres Aufenthalts außerhalb meiner Vorstellungskraft. Außerdem bin ich soo stolz auf Karl. Inzwischen versteht er tatsächlich, wenn jemand mit ihm auf tschechisch redet als hätte er nie was anderes gehört. Nicht zuletzt ist ein wirkliches Geschenk, dass wir das hier machen können. Wie vielen Menschen begegnet man im Alltag, denen solchen Chancen aus den unterschiedlichsten Gründen verwehrt bleiben?

Trotz aller Herausforderungen macht es mich also glücklich, dass ich das ganze hier überhaupt realisieren kann. Und damit meine ich weniger meine eigenen Fähigkeiten, sondern vielmehr die äußeren Umstände ;) Und vor allem die Tatsache, dass Karl hier so gut klarkommt, ermutigt mich, über meinen eigenen Unzulänglichkeiten zu stehen und weiter zu machen! Und dann lautet die Antwort auf die Frage "warum wir eigentlich hier sind" in erste Linie: "weil wir hier sein können und wollen".... Und an dieser Stelle will ich mal danke sagen, für den positiven Zuspruch von euch allen!


Samstag, 27. Oktober 2012

Wintereinbruch

Ich hatte mich ja darauf eingestellt, dass der zentraleuropäische etwas härter wird als der Berliner Winter. So habe ich vor zwei Tage stundenlang nach Winterschuhen gesucht, um mich für die "harte Zeit" zu rüsten. Übrigens war es gar nciht so einfach, schlichte Winterstiefel zu finden. Die Verkaufsregale in den Schuhgeschäften waren entweder voller flauschiger und bebommelter oder funktioneller Outdoor-Winterschuhe. Keine Kritik - nur die Feststellung, dass Mode-Trends tatsächlich regional variieren ;)
(Habe dabei allerdings einen tollen Laden aufgetan mit tschechischer Desiger-Mode. Aber dazu an anderer Stelle mehr.)

Nun zum Wetter:
Das sahen wir heute morgen nach dem Aufstehen vom Balkon aus: Leichter Schnellfall bei Temperaturen um den Gefrierpunkt. Hatte davon gehört, dass es schneien sollte, hielt es aber für ein Märchen. Seitdem ich mich erinnern kann, hat es um meinen Geburtstag herum noch nie geschneit. Nichtmal in Estland. 

Beim morgendlichen Spaziergang im Obora Hvezda (kleinen Wäldchen bei mir um die Ecke) wurde der Schnellfall schon heftiger. 

Karli haben die Kälte und der Schnee so müde gemacht, dass er gar nicht laufen wollte. 20 min. nach dem dieses Bild entstanden ist, schlief Karl auf Roberts Schultern einfach ein. 

Letohradek Hvezda im Schneesturm


Und das ist der Blick vom Balkon heute Nachmittag.

Mittwoch, 24. Oktober 2012

Prag in Bildern

Hier ein paar Eindrücke von Prag, fernab der Altstadt....


Der Prager Fernsehturm. Der ist übrigens von einer Kunstinstallation von David Cerny "geschmückt".




Blick über Prag von der Mala Strana (Strahovsky Klaster)



Aussicht vom Letna-Park (direkt bei Karls Kita)



Installation am Letna-Berg 
Aufgenommen habe ich dieses Bild am sogenannten "Metronom", wo früher einmal das Stalin-Denkmal empor ragte. Die Schuhgirlande soll von den Skatern errichtet worden sein, die den Platz jetzt in Beschlag genommen haben.



Und noch eine Brücke: Blick von der Detsky Ostrov (Kinder-Insel) in Smichov 


Blick über Jinonice - der Stadtteil wo ein Gebäude meiner Fakultät liegt


und wenn man mal keine Luste mehr auf Beton hat:


Kloster Park vom Brevnosky Klaster, der 5 Minuten Fußweg vom Wohnheim entfernt liegt. Da war noch Sommer....


Divoka Sarka I...
...Divoka Sark II...auch nur ein paar Busstationen vom Wohnheim entfernt



Stausee bei Divoka Sarka





Samstag, 20. Oktober 2012

Kinderbetreuung - im Allgemeinen


Warum muss man eigentlich so viel Geld für die Kinderbetreuung ausgeben? Tja, das hat mich im ersten Moment auch sehr stutzig gemacht. Ich bin davon ausgegangen, dass es in CZ ähnlich, wie in der ehemaligen DDR, eine gute Infrastruktur bzgl. öffentlicher Kita-Plätze gibt. Dem ist leider nicht so. Eine richtige Erklärung habe ich bisher noch nicht erhalten können. Grundsätzlich ist es so, dass die Kids hier normalerweise erst mit drei in die sogenannte "Materska Skola" (oder Skolka) gehen. Vorher gibts vom Staat die Herdprämie für die Maminkas. Ab 3 Jahren gibt es dann viele öffentliche Plätze - wenn auch noch lang nicht genügend. Außerdem werden Inländer bei der Platzvergabe wohl bevorzugt. Preislich liegen die Ganztagsplätze ungefähr bei ab 40 EUR pro Monat. Will man sein Kind schon vorher mit anderen Kindern zusammen betreuen lassen, muss man auf eine private Krippe ("Jesle") zurückgreifen. Davon gibt es auch relativ viele in Prag. Und weil privat, können die eben sehr viel Geld verlangen. Je nach dem, wo die Kita liegt und was den Eltern "bieten" schwanken die Preise sehr. Wie gesagt ca. ab 350,- EUR, wenn man ne Ganztagsbetreuung will. Ich muss allerdings hinzufügen, dass ich nur übers Internet gesucht habe - auf tschechisch und englisch. Sicherlich gibt es da auch noch viele weitere (evtl. günstigere), wenn man sich vor Ort umhört oder - schaut! Aber soweit ich weiß, unterscheiden die sich  nicht wesentlich im Preis. Ein Grund für die hohen Preise, die sich ja in manchen Fällen mit einem tschechischen Durchschnittsgehalt decken, ist sicherlich die Tatsache, dass in Prag viele Expats leben, den Platz dann von ihrer Firma bezahlt bekommen. Sicherlich gibt das auch in Berlin, aber: man hat dort immerhin die Wahl!
Sicherlich verständlich, dass ich mit der Erfahrung hier grad schwer auf die Betreuungsituation in Deutschland (Berlin) schimpfen kann....

Die neue Kita


Karl ist jetzt seit 5 Wochen in der neuen Kita und ich kann sagen: ihm gefällts und er freut sich jeden Morgen. Er weint nicht mehr bei der "Übergabe" oder während der Aktivitäten. Gerade der Protest im Morgen-Kreis oder während anderer Aktivitäten war für mich total unbekannt aus Karls alter Kita und machte mir anfangs Sorgen. Ich blieb aber standhaft und geduldig (das nur oberflächlich und für Karl). Nach eine paar Wochen hatte sich das gegeben. Mission "adaptation period" successfully accomplished! Allerdings hatte ich selbst bestimmen können, wie wir bei der  Eingewöhnung verfahren. Die habe ich nach dem Berliner Modell gemacht, war also die ersten Male dabei. Denn normalweise dauert hier die Eingewöhnung 2 Wochen und die Eltern dürfen nicht mit dabei sein. 
Ein paar Infos zur neuen Kita: Sie ist ca. 15 Min. mit der Tram von uns entfern, besteht aus einer relativ kleinen Gruppe und der Betreuungsschlüssel ist super (für 20 Kinder  5-6 Erzieher).  Außerdem liegt sie strategisch gut - von hier aus kann ich alle relevanten Uni-Gebäude und Bibliotheken in max. 20 Min. erreichen. Letztendlich war auch der Preis entscheidend. Denn man  muss mind. mit 350,- pro Monat für eine Kita rechnen. Der Preise für die  jetztig Kita liegt etwas darüber, ist aber preislich noch im unteren drittel. Ja, Kinderbetreuung für Kinder unter drei Jahren ist ein Luxusgeschäft. Ich passe damit als Student auch nicht wirklich in klassische Kundenprofil.
Ich dachte anfangs, dass die lange Fahrt für Karl anstrengend wäre. Aber mit einem Buch und einer Menge Kreativität lässt sich die Zeit gut überbrücken, sogar schön gestalten. Gibt ja viel zu sehen auf der Straße ;) Eine Sorge, die ich mir natürlich machte, war die Sprache. Karls jetztige Kita ist sogar dreisprachig. Je nach Vorliebe der Eltern reden die Erzieher dann je mit den Kinder tschechisch, englisch oder französisch. Es gibt Eltern, die da sehr viel wert drauf legen. Ich gehöre nicht dazu. Ich finde es für die Kinder eher verwirrend so viele Sprachen zu hören - zumal nicht alle Erzieher alle Sprachen gleich hohem Niveau beherrschen. Da ich Karl auch in eine "rein-tschechische" Kita gebracht hätte, habe ich mich dafür entschieden, dass die ErzieherInnen mit ihm auch tschechisch sprechen sollen. Ich kann jetzt die alltäglichen Gesprächen auf tschechisch bewältigen, habe aber bei "wichtigen" Sachen die Möglichkeit ins englische zu wechseln. Alles in allem war es für Karl natürlich eine Umstellung, dass er nicht verstanden wird. Gerade weil er viel redet. Inzwischen haben sie aber gemeinsam einen Weg gefunden, miteinander zu kommunizieren. Und nach 5 Wochen kommen von Karl auch die erste tschechischen Worte...  er singt jetzt englische, tschechischen und eben auch französische Lieder. Außerdem geht es ihm nicht allein so. Von den 20 Kinder sind bestimmt 5 Kinder dabei, die weder englisch, tschechisch noch französisch zu Hause hören. Ich bin also alles in allem zufrieden!

Samstag, 13. Oktober 2012

Ankunft im Kolej

Packen, die letzten To Do´s erledigen und nahezu ausflippen im Kopf, was das alles wohl werden wird - mein Alltag der letzten Tage vor unserer Abreise. Puuh. Und dann wars doch irgendwie gar nicht so aufregend mit unserem Mietwagen - echt jünstig von einer überregionalen Autovermietung jebucht und damit Glück gehabt. Fahrten nach Tschechien macht nämlich (immer noch) nicht jede Versicherung mit oder man darf nur mit bestimmten Fahrzeugtypen "rüber machen". Jipp. Hat mich dann doch gewundert, dass die uns dennoch so ein riesen Schiff von Auto gegeben haben (in das noch vielmehr reingepasst hätte). Aber ich hab auch keine Ahnung von Autos. Scheint tatsächlich kein beliebtes Modell gewesen zu sein. Stand nämlich am nächsten morgen unbefleckt am selben Ort. Von dieser Seite her gibt es also keine krassen Geschichten ;)

Traditionell werden Austauschstudenten separatistisch im legendären Kolej Hostivar (Kolej = Studentenwohnheim) untergebracht. Welche Legenden es dazu konkret genau gibt, kann ich leider nicht erzählen. Habe aber mehrfach gehört, dass man sich nicht vornehmen sollte, ernsthaft studieren zu wollen, wenn man dort lebt ;)

Unsere Fahrt endete ohne Irrfahrten allerdings direkt am weniger bekannten Kolej Hvezda, gelegen in Brevnov (Prag 6).

Über das International Office der Uni hatte ich erfahren, dass eben dieses Studentenwohnheim über Räume verfügt, die für Familien reserviert sind. Normalerweise ist in den Prager Studentenwohnheimen nämlich vorgesehen, dass man sich einen Raum mit jemanden teilt. Separat sind dann in denn meisten Fällen Gemeinschaftsküchen, -toiletten, und -duschen auf den Gängen vorhanden. Hängt von den Räumlichkeiten ab. Grundsätzlich ist das hier genau so - nur für die Familien gibt es so etwas wie kleine Wohnungen. So habe ich jetzt zwei Zimmer (mit je zwei Betten und Schreibtischen ;)) und einen Flur mit einer Kochnische von dem außerdem eine Toilette und ein Bad mit einer Dusche abgeht. Ursprünglich war für Karl und mich allerdings nur ein Zimmer vorgesehen. Das erfuhren wir aber auch erst bei der Ankunft. Wirklich detaillierte Informationen über die Unterbringung hatte ich vom International Office vorher leider nicht in Erfahrung bringen können. Mit etwas Überredung und einem verhandlungsfreudigen Papa vom Apartment gegenüber haben wir allerdings auch noch das zweite Zimmer bekommen. Das ganze kostet uns jetzt umgerechtnet ca. 300,- Eus im Monat. Lustigerweise variiert der Preis von Monat zu Monat, da die Miete pro Tag errechnet wird. Für den Tagessatz spielt es außerdem eine Rolle, wie lange man insgesamt vorhat das/ die Zimmer zu mieten. Ja, es ist ostig und ja es ist nicht luxuriös. Aber dadurch, dass wir zumindest so etwas wie eine kleine Wohnung für uns haben, ist es mehr als sehr gut auszuhalten. Und dadurch, dass hier noch andere Familien leben, haben schnell Anschluss gefunden. Nicht zuletzt entschädigt auch die naheliegende Umgebung mit etlichen Parks und kleinen Wäldchen vieles. Tschechisch-Sprachkenntnisse oder ein Übersetzer für unvorgesehene Fälle sind/ ist allerdings sehr von Vorteil, weil die Mitarbeit hier in meist nur tschechisch oder russisch können. So gehen auch an mir noch so einige wichtige Informationen vorbei.