Donnerstag, 8. November 2012

Studieren an der Univerzita Karlova Praha


Eine persönliche Sache vorweg: ich hatte ehrlich gesagt nicht gedacht, dass mir studieren nochmal so so begeistern kann! Bin ich eigentlich schon an dem Punkt, wo ich gern fertig wollen würde. Doch jetzt hab ich wieder richtig lust, meine Wissenslücken zu füllen ;)

Wie bereits erwähnt, ist mein Studienalltag insgesamt wirklich ähnlich wie in Deutschland. Da die Uni aber halt größer ist, ist sie auch etwas dezentraler organisiert, was für viele sicherlich nüscht neues is...Bezugspunkte sind hier die Fakultäten. So bin ich zum Beispiel Austauschstudent der Sozialwissenschaftlichen Fakultät (FSV). Ich bin aber auch frei, Kurse anderer Fakultäten zu belegen. Es gibt nur die Bedingung, dass die Hälfte aller Credits bzw. Kurse an der FSV abgelelegt werden muss. Die meisten administrativen Sachen, wie Vorlesungsverzeichnis, Kursanmeldung, Scheine (bzw. Punkte) und noch vieles mehr erfolgt über ein digitales Portal. Sehr unkompliziert. Nur schnell muss man bei der Kurswahl sein, weil sonst insbesondere die Seminare schon voll sind. Zu Beginn des Semester hatte ich mich entschieden, einen Sprach- und einen Methodenkurs sowie ein Seminar über Minderheitenpolitik in Europa zu belegen. Nach ca. vier Wochen habe ich allerdings das Seminar gekickt, da es schlicht unschaffbar für mich war, alles unter einen Hut zu bringen. Grundsätzlich ist der Workload während des Semesters viel höher als ich es an deutschen Unis kenne. (Gut, wahrscheinlich könnte man zu Hause auch mehr machen.... wenn man allerdings nicht gezwungen ist....) Kurzum, hier  erledigt man eigentlich alle Prüfungsleistungen während des Semesters. Das heißt also, dass man während den wöchtlichen Readings und Referaten auch noch Tests während und am Ende des Semesters hat. Auch Hausarbeiten werden in dieser Zeit geschrieben. Allein für das (wirklich tolle und inspirierende) Seminar hätte ich innerhalb von 4 Wochen drei Assignments und nach weiteren 3 Wochen einen Essay schreiben müssen plus Präsentation am Ende des Semesters. Allerdings mussten wir auch noch zu jeder Sitzung fast 100 Seiten wirklich dichter und komplexer Texte lesen. Damit wäre dann aber auch alles bis Weihnachten vorbei gewesen. Ich hab nach zwei Assignments aufgegeben, da ich wirklich jede freie Minute an diesem Seminar gearbeitet habe. Dabei kam der Sprachkurs viel zu kurz und auf das Methodenseminar konnte ich mich fast gar nicht mehr vorbereiten. Habe jetzt aber mit Dozenten vereinbart, das Seminar nächstes Semester noch einmal zu besuchen und arbeite mich jetzt selbst schonmal vorbereitend durch die Texte.
Der Sprachkurs ist sehr stark auf Grammatik fokussiert, was mir sicherlich gut tut. Doch hab ich dadurch kaum Gelegenheit zu sprechen. Inzwischen habe ich aber den zweiten Anlauf für ein Tandem gestartet. Der erste verlief leider im Sand. Mal sehen, vielleicht wird der jetztige Versuch was. Mein erster Eindruck war toll. Meine Tandem-Partnerin heißt Cecilka, hat auch mal mit Germanistik angefangen, studiert jetzt aber Amerikanistik und Anglistik, wohnt auch hier in Hvezda wohnt. Und auch wenn ihr deutsch viel besser als mein tschechisch ist, ist sehr geduldig und hält es wirklich durch mit mir auf tschechisch zu reden.
Und noch kurz eine Anekdote zum Methodenkurs: die Dozentin kommt 1. aus der Praxis, was es wirklich spannend und fassbar macht. Und 2. ist sie doch tatsächlich auch als alleinerziehende Mutter mit ihrem Kind für ne Zeit ins Ausland gegangen. Jaja, wenn das kein Zufall ist ;)

Und sonst? Die Gebäude der FSV sind über die ganze Stadt verteilt. Zwei Gebäude sind relativ zentral in Prag 1 und eins ist etwas weiter draußen (Jinonice, Prag 5). So seh ich allein dadurch jeden Tag was anderes von Prag ;) Wenn ich keine Kurse habe, sitze ich dann meist in der Bibliothek. Denn jedes Gebäude der Uni verfügt über eine mehr oder weniger große Bibliothek mit Arbeitsplätzen. Ich kann allerdings nicht im Keller bei Neonlicht arbeiten und ziehe es daher vor in die Bib der Philosophsichen Fakultät zu gehen ;) Das hat zwar den Nachteil, dass ich die Computer und Drucker nicht benutzen kann, aber dafür kann ich dort super arbeiten. Das Bild oben zeigt eben gerade jene Fakultät. Kennt man bestimmt, wenn man mal in Prag war. Von da aus hat man nen super Blick auf die Prager Burg. Auch ne schöne Aussicht in den Pausen ;)

Was sonst? Achja, alle Formalia bzgl. Erasmus konnte ich super unkompliziert über das International Office klären. Nicht nur in dieser Hinsicht ist Erasmus wirklich klasse! Erst kam es mir ja alles sehr bürokratisch vor. Als ich dann aber die Uni endich anfing, war ich echt beeindruckt wie gut das alles klappt.  Auch wenn ich persönliche Dinge zu klären hatte, haben mir die Leute aus dem International Office immer super schnell weitergeholfen. Und individuelle Absprachen bzgl. Fehlzeiten und/ oder Prüfungsleisten mit den jeweiligen Dozenten waren bisher auch kein Problem. Macht also alles in allem sehr viel Spaß an der Univerzita Karlova zu studieren. Es gibt übrigens auch eine "Detsky Koutek" (Kinderecke) sowie Wickelräume, allerdings nur an der Philosophischen Fakultät. Auch eine Kurzzeit-Betreuung bieten sie dort an. Darüber hab ich mich allerdings noch nicht weiter informiert. Habe aber definitiv vor mal mit den Organisatoren in Kontakt zu kommen, weil die auch ein paar Aktionen für Kinder anbieten. Wäre also ne sehr gut Möglichkeit andere Eltern kennenzulernen.

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